Mit einer Delegation aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft reiste ich nach Beirut in den Libanon, um einen klareren Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Kooperationschancen im Nahen Osten zu erhalten.
In einer globalisierten Welt, in der politische Entscheidungen weitreichende Auswirkungen auf andere Länder und Regionen haben können, ist es für mich persönlich von großer Bedeutung, ein Verständnis für andere Kulturen und Perspektiven zu entwickeln. Das funktioniert besonders gut durch den direkten Austausch mit Vertretern anderer Länder und Organisationen vor Ort. Ziel: Informierte politische Entscheidungen, Vertrauensaufbau und bessere Zusammenarbeit, Wirtschaftsförderung und Vernetzung für gemeinsamen Erfolg. Durch den Austausch und die Zusammenarbeit können politische Entscheidungen besser abgewägt und abgestimmt werden.
In einem eng getakteten Rahmen war ich für 2,5 Tage Teil einer Delegation bestehend aus Politikern, Unternehmern und Wissenschaftlern, die in einen intensiven Austausch mit dem Libanon in Beirut getreten sind. Im Mittelpunkt stand die erste deutsch-libanesische Konferenz für Zusammenarbeit und Entwicklung in Beirut, die durch das örtliche Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. organisiert wurde. Paul Ziemiak MdB, der erst vor Kurzem eine deutsch-libanesische Parlamentariergruppe im Bundestag gegründet hat, stand der Delegation vor.
Beschäftigt haben uns gemeinsame Lösungsansätze für politische Probleme: Wasserversorgung, Energie- und Klimafragen, Flüchtlingsaufnahme, Wirtschafts- und Finanzkrise. Der Libanon befindet sich in unruhigen Zeiten und der Nahe Osten andauernd geprägt von Konfliktlinien.
Im Rahmen des German Lebanese Forum on Cooperation and Development besprachen wir mit libanesischen Regierungsmitgliedern und Wirtschaftsvertretern konkrete Partnerschaftsprojekte wie beispielsweise Gemeinde- und Städtepartnerschaften und Kooperationen in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Sicherheit. Mit dem ehemaligen Präsidenten des Libanons, Amine Gemayel, sowie mit dem aktuell geschäftsführend amtierenden Premierminister Najib Mikati tauschten wir uns über die politisch festgefahrene Situation zwischen Parlament und Regierung aus. Der Libanon befindet sich seit 2019 in einer massiven Wirtschafts- und Währungskrise. Der libanesische Pfund verliert seit Herbst 2019 stetig an Wert – Preise für beispielsweise Essen und Strom steigen rasant, während die Gehälter gleich bleiben und die Arbeitslosigkeit steigt. Weil der US-Dollar ein gängiges Zahlungsmittel im Libanon war und ein fester Umrechnungskurs ihn über Jahre an die Lira knüpfte, hatten viele Menschen ihr Geld in Dollar einbezahlt. Doch nun geben die Banken das Geld in einem viel schlechteren Währungskurs raus, und nur in kleinen Tranchen. Die Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020 verschärfte die Lage zusehends. Inzwischen sind Strom und fließend Wasser auf wenige Stunden am Tag beschränkt.
Mit Ivo Freijsen, dem örtlichen Repräsentanten der UN Flüchtlingsorganisation UNHCR, sprachen wir daher auch zur aktuellen Situation syrischer Flüchtlinge und der libanesischen Gemeinden. Wir werden weiterhin sehr genau überlegen müssen, wie Europa vor Ort unter die Arme greifen kann, um die Flüchtlingsbewegungen nach und in Europa bewältigen zu können.
Ebenso informierten wir uns über die libanesische Entrepreneur-Welt, über die Bildungschancen im Libanon und zur zukünftigen Energieversorgung um wirtschaftlich neue Perspektiven zu schaffen. Es waren zwei sehr lehrreiche Tage im Libanon. Ich freue mich auf den weiteren Austausch mit den kennengelernten Persönlichkeiten und werde weiterhin den politischen Einsatz für den und mit dem Nahen Osten suchen.
Ein paar bildliche Eindrücke zum Aufenthalt in Beirut finden Sie hier.