Mitte Juni traf ich mich mit Marc Leßle und Anja Kolacek, die das gemeinnützige Unternehmen gemeinsam leiten. Seit 2011 steht raum13 für Erinnerungskultur und urbane Zukunftsgestaltung mit Schwerpunkt auf kultureller Stadtentwicklung. Bei unserem Austausch haben wir insbesondere die aktuellen Herausforderungen im Otto-Langen-Quartier thematisiert.
Das Otto-Langen-Quartier erzielte im späten 19. Jahrhundert überregionale Bekanntheit durch die Gründung der weltweit ersten Motorenfabrik von Nikolaus August Otto und Eugen Langen. Verwaltungsgebäude und Fabrikhallen stehen seit Jahren leer, sind aber weiterhin in ihrer Substanz ein beeindruckendes Ensemble und eine historische Wegmarke. Im Jahr 1869 siedelte die Fabrik an den Sitz in Mülheim. Bereits damals galt der Standort Köln als besonders innovativ – durch die Entwicklung und Produktion des Viertakt-Ottomotors sowie die Beteiligung von Gottfried Daimler, Wilhelm Maybach und Ettore Bugatti an der Motorenentwicklung wurde das Quartier schließlich weltweit bekannt. Bis 2002 wurde an diesem Standort produziert; danach zog raum13 in die historischen Räumlichkeiten ein.
Wo in den 1860ern die Wiege des Ottomotors stand und die Weltmotorisierung ihren Ausgangspunkt fand, erweckten Anja Kolacek und Marc Leßle die alte Industriebrache des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz von 2011 bis 2021 zu neuem Leben. Als „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ entwickelten sie ein Stadtkunstprojekt zwischen Stadtgeschichte und Stadtentwicklung, um der weiteren Transformation Ausdruck zu verleihen.
Aufgrund von Verkaufsabsichten des Eigentümers musste das Künstlerkollektiv die Räumlichkeiten verlassen. Damit raum13 weiterhin vor Ort im Quartier ansprechbar ist, wurde im April diesen Jahres das Zentrum für Zeitgenössische Stadtentwicklung an der Deutzer Freiheit eröffnet. Weiterhin sind Politik, Anwohner und Interessierte wie raum13 im Gespräch, was mit dem Gelände zukünftig passieren soll. Die Stadt Köln hat bereits einen Teil der Immobilie erworben; über weitere Flächenerwerbe ist man unter anderem mit dem Land im Gespräch.
Fraglich ist, wie die zukünftigen Besitzverhältnisse des gesamten Geländes in Mülheim verteilt sein werden und ob ein Erhalt der historischen Grundsatz möglich ist. Darüber und über den möglichen Beitrag, den das Land NRW dazu stiften kann, haben wir uns ausgetauscht. Raum13 hat bereits zahlreiche Entwicklungsideen aufgestellt, die ich persönlich für äußerst interessant und bereichernd finde. Die Stadt Köln ist nun gefragt, welchen Konzeptideen sie folgen möchte.